Aachen Zwischenzeit Büchel


Der Büchel in Aachen ist ein historischer Ort: Mindestens seit den Römern ist hier Bebauung nachgewiesen. Er liegt in Sichtweite des Aachener Doms, jedoch etwas verborgen in den Nebenstraßen der Altstadt. In den 1960er Jahren wurde hier ein „Hochparkplatz“ errichtet, der den Straßenraum und noch mehr die rückwärtigen Lagen abgewertet hat. Seit den 1990er Jahren gibt es Einigkeit in der Stadtgesellschaft, dass ein so zentraler Stadtraum aufgewertet werden muß - jedoch nicht darüber wie und welches die zukünftigen Nutzungen sein sollen.

Seit Mai 2020 befindet sich die Stadtgesellschaft in einem offenen Prozess zur Umgestaltung: Ein wesentlicher Schritt ist der Abriss des Parkhauses und die Öffnung der Fläche. Bis über eine endgültige Neubebauung entschieden ist, soll der neue Freiraum der Bürgerschaft durch die Zwischenzeit zugänglich gemacht werden. Gleichzeitig entsteht einer Verbindungsraum, der neue Wegebeziehungen und Abkürzungen für den Fußgänger ermöglicht.

Die Zwischennutzung für den Büchel Aachen schlägt eine einfache, fast rohe Grundstruktur vor. In ihrer Qualität unterschiedliche Flächen bieten den Bürger den Raum zur Aneignung, zum Engagement, zum konsumfreien Aufenthalt.

Zum Bakhauv hin ermöglicht eine große wassergebundene Fläche eine Vielfalt von Veranstaltungen: Konzerte, Kino, Märkte oder einfach nur Sitzen mit Blick auf den Dom. Daran schließt sich eine großzügigen Rasen- und Wiesenfläche an. Hier kann man in der Sonne liegen, Federball spielen und Picknicken. Auf Grund der zeitlich begrenzten Nutzungsmöglichkeit, mußte auf Baumpflanzungen verzichtet werden. Mit der RWTH Aachen (Institut für Umweltforschung) wurden in einem Forschungsprojekt speziell für diesen Standort Wiesengesellschaften entwickelt. Diese unterschiedlichen Wiesentypen an den Rändern schaffen eine hohe Biodiversität und verschiedenen Blühaspekte durch die Jahreszeiten. Bestehende Sukzessionsnatur, Neupflanzungen und der Gemeinschaftsgarten bilden mit der Grünen Kulisse den Übergang zu den Nachbargrundstücken nach Norden.

Die Oase setzt einen besonderen Akzent am Büchel: Eine kreisförmige Fläche markiert einen Bereich, der Treffpunkt in kleinen Gruppen ist und durch seine offene Gestaltung zur spielerischen Aktivität anregt. Ein Mikado aus Balken lädt ein zu Balancieren, Klettern, Interagieren; zwischen die Pfosten können Slacklines oder Hängematten gespannt werden.

Mit der Sega als Auftraggeber und auch Begleiter der gesamten Entwicklung des Standortes, wurden vielfältige Akteure in den Planungsprozess eingebunden: Initiativen für den Gemeinschaftsgarten, verschiedene Jugendprojekte, Studierende der Aachener Hochschule und unterschiedlichstes bürgerschaftliches Engagement.

Die Zwischenzeit am Büchel wird geprägt durch sein sich wandelndes Erscheinungsbild über die Jahreszeiten und durch die vielen verschiedenen Nutzer und Aktive, die den Raum immer unterschiedlich gestalten und bespielen.


Fertigstellung: 2022
Objektplanung LP 1-3, 5-8
Fläche: ca. 4.600 qm
Auftraggeber: Sega Städtische Entwicklungsgesellschaft Aachen GmbH&Co.KG

Architekturpreis BDA Aachen 2023 Anerkennung



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